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50 Jahre Esa:Wo steht Europas Raumfahrt im Rennen ums All?

Die USA und China greifen nach Mond und Mars,auch Indien und Russland mischen im Rennen ums All heftig mit. Wo steht Europa 50 Jahre nach der Gründung seiner Raumfahrtagentur?

11.02.2023:Dieses undatierte Bild von Roscosmos zeigt die Internationale Raumstation ISS. (Roscosmos State Space Corporation via AP/dpa)
Dieses undatierte Bild von Roscosmos zeigt die Internationale Raumstation ISS
(Roscosmos State Space Corporation via AP/dpa)

Die USA und China greifen nach Mond und Mars,auch Indien und Russland mischen im Rennen ums All heftig mit. Wo steht Europa 50 Jahre nach der Gründung seiner Raumfahrtagentur?

Ein möglicherweise unzuverlässiger Partner,ein fehlender eigener Zugang zum All und Neuerungen,die hinterherhinken:50 Jahre nach der Gründung der Raumfahrtbehörde Esa muss sich Europa erneut grundlegend damit befassen,wo es in der Raumfahrt stehen will. Ein Überblick anlässlich des Jubiläums:

Zum Mond geht es nicht allein

Schon 2027 wollen die USA erstmals nach Jahrzehnten wieder Menschen auf den Mond bringen. China plant bis 2030 eine bemannte Mondlandung und Indien bis 2040. 

Auch Europa hofft,bis 2030 eine Frau oder einen Mann aus Europa zum Mond bringen zu können. Doch das Vorhaben hat einen erheblichen Haken:Die Europäer haben es nicht selbst in der Hand. Ihre Astronauten sollen im Zuge des US-amerikanischen Projekts "Artemis"mitfliegen. 

Trump und Musk schielen zum Mars

Doch US-Präsident Donald Trump und sein Berater,der Raumfahrtunternehmer Elon Musk,schielen eher zum Mars. Die Befürchtung ist,dass "Artemis"eingestampft werden könnte,noch bevor ein Europäer mit an Bord war.

Auch ein autonomer Zugang zum All fehlt Europa noch immer,zumindest für die bemannte Raumfahrt. Zwar gibt es in Kourou in Französisch-Guayana einen europäischen Weltraumbahnhof und mit der Vega C und der Ariane 6 verfügt der Kontinent über eigene Trägerraketen,doch Menschen kann Europa nicht mit eigenen Mitteln in den Weltraum bringen - sondern setzt dafür derzeit auf die Nasa.

Wichtiger Partner bereitet Sorge

Überhaupt arbeitet Europa in der Raumfahrt viel mit den USA zusammen. Da mit Trump aber nun die Verlässlichkeit getroffener Abmachungen und das Interesse an gemeinsamem Vorgehen infrage gestellt scheint,ist die Dringlichkeit noch einmal größer,eigenständiger zu werden und andere Partnerschaften zu vertiefen.

Esa-Chef Josef Aschbacher betonte zu Jahresanfang:"Esa und Europa werden bereit sein,sich anzupassen,eigene Prioritäten zu finden,die sicherlich in Verbindung damit stehen,unsere Stärke,unsere Autonomie,unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein."

Europäer orientieren sich nach Asien

Schon jetzt arbeitet die Esa zum Beispiel eng mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa zusammen. Zu Indien und Südkorea wurde die Beziehung kürzlich intensiviert,wie es von der Esa heißt. Auch mit etlichen anderen Raumfahrtbehörden in der Welt arbeitet die Organisation zusammen.

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Aus Sicht von Ludwig Moeller,dem Leiter des Raumfahrt-Thinktanks Espi,sind die Esa und Europa weltweit anerkannte und vertrauensvolle Partner,"ein höchstes Gut in heutiger Zeit,welches wir gemeinsam weiter ausbauen und nutzen sollten". Mit Blick auf die Sicherheit Europas und Europas künftige Rolle im All sollte es aus seiner Sicht Ziel sein,die Raumfahrt als ein Mittel verstärkter internationaler Kooperation und zur Umsetzung diplomatischer Ziele für eine friedlichere Welt einzusetzen.

Kommerzialisierung ließ Esa alt aussehen

Eine rasante Kommerzialisierung und Privatisierung hat die Raumfahrt in den vergangenen Jahren enorm verändert. Das US-Unternehmen SpaceX von Musk ist zu einem zentralen Akteur geworden. Schon seit 2015 ist es mit seinen wiederverwendbaren Raketen auf dem Markt,Europa kann davon bislang nur träumen.

Selbst Europas Stolz,die neue Trägerrakete Ariane 6,ist laut Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden nicht auf der Höhe der Zeit - auch wenn sie entscheidend dafür ist,eigenständig Satelliten in den Kosmos zu befördern. Neben den Starts für die Esa gebe es nennenswerte Aufträge nur von Amazon-Gründer Jeff Bezos,der nicht mit SpaceX fliegen wolle.

Behörde Esa und der Privatsektor

Dass die Esa mit ihren zahlreichen Mitgliedstaaten,langwierigen Entscheidungsprozessen und begrenzten Finanzen nicht wie ein Privatunternehmen agieren kann,ist allerdings klar. Die Behörde ist mittlerweile bemüht darum,agiler zu werden,und setzt auch mehr darauf,technische Innovation im Privatsektor entstehen zu lassen. Sowohl für ein neues Frachtgefährt als auch für eine neue Trägerrakete brachte die Esa unlängst einen Wettbewerb zwischen europäischen Unternehmen auf den Weg.

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Auch im All selbst blickt die Esa inzwischen auf den Privatsektor. Angesichts des für 2030 vorgesehenen Endes der Internationalen Raumstation (ISS) hat die Esa mit mehreren Firmen Absichtserklärungen getroffen,um möglicherweise deren geplante All-Stationen nutzen zu können.

Erfolge mit "Copernicus"und "Galileo"

Richtig gut läuft es für die Esa bei Messprogrammen und wissenschaftlichen Projekten. Experte Moeller nennt als Beispiele "Galileo"zur Navigation und die Erdbeobachtung mit "Copernicus"sowie das mit den USA und Kanada gebaute Weltraumteleskop "James Webb",das spektakuläre Bilder aus dem All liefert und Fachleuten neue Erkenntnisse bringt. "Dies sind alles weltweit führende Innovationen",sagt Moeller. "50 Jahre Esa stehen vor allem auch für 50 Jahre Innovation und Zusammenarbeit über Grenzen."

Wie genau entstand die Esa eigentlich?

1975 waren in Paris Vertreter von zehn Ländern - darunter Deutschland - mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit in der Raumfahrt zusammengekommen. Sie unterzeichneten am 30. Mai die Esa-Konvention zur Gründung der Raumfahrtbehörde.

Zuvor hatte es die Vorläuferorganisationen Eldo (European Launcher Development Organisation) und Esro (European Space Research Organisation) gegeben,deren Start im Jahr 1964 die Esa als Beginn der europäischen Zusammenarbeit in der Raumfahrt sieht. Mittlerweile umfasst die Esa 23 Mitgliedstaaten.

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