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Störche,Auen,dicke Pötte:Der Elberadweg wird 30 Jahre alt

Er ist einer der beliebtesten Fernradwege Europas:Etwa 1.260 Kilometer lang ist die Strecke von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung in Cuxhaven. Ein Weg voller Geschichte und Natur.

Der Elberadweg feiert seinen 30. Geburtstag.
Der Elberadweg feiert seinen 30. Geburtstag.

Auf ihrem Weg von einem Kamm des Riesengebirges in Tschechien bis zur Mündung bei Cuxhaven wird die Elbe von einem kleinen Rinnsal zu einem mehr als 100 Meter breiten Strom. Meist in Sichtweite des Wassers verläuft der Elberadweg,führt vorbei an den Kulturmetropolen Prag,Dresden,Magdeburg und Hamburg.

Als er 1995 offiziell eingeweiht wird,ist die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien nicht so leicht passierbar,die Wege führen teils noch über Schotter,Schilder stehen noch nicht überall. Jetzt,30 Jahre später,zählt der Elberadweg zu den beliebtesten Fernradwegen in Europa. Dabei hat sich der Weg verändert – genauso wie die Menschen,die auf ihm fahren.

Wolfgang Schramm sitzt auf einer Bank im Alten Land,südlich von Hamburg. Die Apfelbäume blühen,Vögel zwitschern und Enten quaken. Schon zum elften Mal fährt der 67-Jährige die fast 1.300 Kilometer lange Strecke durch. "Dazwischen sind es sieben oder acht Etappen im Jahr",sagt der Magdeburger. Jetzt im Frühling genießt er die Apfelblüte im Alten Land am meisten,sonst ist ihm die Strecke durch die Böhmische Schweiz am liebsten. Schramm begleitet als Radführer Reisegruppen auf ihrem Weg.

Vom Riesengebirge durch Auenlandschaften bis zum Hafen

"Es hat sich viel verändert",sagt Schramm. "Gerade nach der Wende waren viele Städte noch wirklich grau."Vor der Wiedervereinigung verlief die innerdeutsche Grenze zwischen Lauenburg und Wittenberge fast hundert Kilometer mitten im Fluss – was die Landschaft beiderseits der Elbe bis heute prägt.

"Wenn man jetzt rechts und links guckt,dann sieht man die Schönheiten,die es überall am Wegrand gibt."Gerade die Vielfalt der Landschaft sei es,die den Elberadweg so besonders mache,erzählt Schramm.

Der Elberadweg führt nicht nur durch Natur,sondern auch vorbei an städtischem Gebiet.

Die Berge in Tschechien,Prag,das Elbsandsteingebirge bei Dresden,das Biosphärenreservat Mittelelbe in Sachsen-Anhalt,Lutherstadt Wittenberg,das Bauhaus in Dessau,Magdeburg mit dem Dom und dem Grab Ottos des Großen,Auenlandschaften und 1000-jährige Backsteinbauwerke bei Tangermünde,die Schifferorte Lauenburg und Geesthacht,die Elbmetropole Hamburg,die Apfelblüte im Alten Land,schließlich die 18 km breite Mündung bei Cuxhaven.

Unterwegs geht es vorbei durch einsame Landschaften,in denen Störche nisten,die Elbe fließt ruhig dahin. In Hamburg kreischen die Möwen im Hafen und riesige Containerschiffe fahren Richtung Nordsee.

14 Mal in Folge beliebtester Radweg Deutschlands

14 Mal in Folge wurde der Elberadweg bei der Radreiseanalyse des ADFC zum beliebtesten Radweg Deutschlands gewählt:von 2005 bis 2018. Inzwischen liegt er hinter dem Weser-Radweg nur noch auf Platz zwei.

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Das Angebot an Radwegen sei in den letzten zehn bis 15 Jahren gestiegen,sagt Heike Grunow von der Projektkoordination Elberadweg Süd. Der Elberadweg müsse sich dabei behaupten. Es werde eine Herausforderung sein,die Stellung angesichts der Konkurrenz zu behaupten oder auszubauen.

Ein Problem sei vor allem Gastronomie und Beherbergung in einigen Regionen. "Wir merken,wie generell in der Branche überall,dass die Personaldecke in den Betrieben dünner wird",sagt Grunow. Kleinere Betriebe würden schließen,wenn die Inhaber in den Ruhestand gehen und keinen Nachfolger finden. "Dies wirkt sich nicht nur auf die Unterkünfte,sondern auch die Gastronomie aus,wo es im ländlichen Raum Versorgungslücken gibt."

Dabei spiele der Radtourismus eine immer größer werdende wirtschaftliche Rolle. Laut ADFC-Radreiseanalyse geben Reisende,die mehr als drei Übernachtungen unterwegs sind,durchschnittlich 117 Euro pro Tag aus.

Veränderungen des Radtourismus:Jünger,älter,E-Bike

Wie die Städte und Landschaften entlang des Weges habe sich aber auch der Radtourismus verändert,sagt Professor Sven Groß,Tourismus- und Verkehrsforscher an der Hochschule Harz in Wernigerode.

Einerseits sei eine klare Verjüngung eingetreten. Andererseits würden auch immer mehr ältere Menschen längere Radstrecken mit E-Bikes unternehmen. Durch die Pedelecs könnten auch weitere Strecken zurückgelegt werden. Dazu komme die technologische Entwicklung. "Man lässt sich von anderen Nutzern in den verschiedenen Apps inspirieren."

Bei seinen Touren trifft Wolfgang Schramm auch immer mehr Familien mit kleineren Kindern – und Radfahrer aus dem Ausland. Touristen aus mehr als 30 Ländern hat Schramm in den vergangenen Jahren schon begleitet,sagt er.

Herausforderungen bleiben:Gastronomie und Wegeführung

Doch es gibt auch noch Verbesserungspotenzial,weiß man in der Koordinierungsstelle des Elberadwegs. "Die Wegeführung könnte an einigen Stellen unserer Meinung nach gern etwas näher am Fluss liegen",sagt Heike Grunow. Auch eine einheitliche Beschilderung sei nicht überall gegeben.

Für viele Menschen ist der Elberadweg mehr als nur ein Fernradweg. Er steht wie kaum ein anderer Radweg für die Verbindung von Kultur und Natur. Und für die Veränderungen innerhalb Deutschlands nach der Wende,aber auch über europäische Grenzen hinweg.

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