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Holz statt Beton:Stadt bekämpft Fluten mithilfe der Natur

In einer englischen Kleinstadt engagieren sich Freiwillige,um umweltfreundliche Lösungen bei der Bekämpfung der wachsenden Überschwemmungsgefahr umzusetzen.

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Bei der englischen Stadt Leicester waten Freiwillige in wasserdichten Overalls und Stiefeln durch den Fluss Saffron Brook und befestigen eifrig Holzstrukturen,die ihre Häuser künftig besser vor Überschwemmungen schützen sollen. Die Stadt in Mittelengland gehört zu den am meisten gefährdeten Hochwasserregionen des Landes und hat in den vergangenen Jahren zunehmend Starkregenereignisse erlebt,die immer wieder verheerende Fluten ausgelöst haben.

In Anbetracht des Klimawandels,der das Auftreten von Unwettern begünstigt,wird das Hochwasserrisiko in den kommenden Jahren weiter steigen:Einem Bericht der britischen Umweltbehörde zufolge sind derzeit mehr als 6,3 Millionen Gebäude im Vereinigten Königreich hochwassergefährdet. Bis zum Jahr 2050 werden demnach gut ein Viertel der Gebäude (8 Millionen) akut von Hochwasser bedroht sein. Zum Vergleich:In Deutschland sind einer Untersuchung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge 300.000 Gebäude hochwassergefährdet.

Holzbarrikaden gegen Wassermassen

Neben Sturmfluten sind es in Großbritannien vor allem Binnenhochwasser,von denen die größte Gefahr ausgeht. Starkregenereignisse,die Entwässerungssysteme überlasten und Flüsse über die Ufer treten lassen,gelten als dort Hauptursache für Überschwemmungen. Um das Hochwasserrisiko zu senken,stärken britische Behörden ihre Abwehrmaßnahmen und wenden sich umweltfreundlicheren Lösungen zu.

Auch in Leicester arbeiten die Menschen mit der Natur,um Fluten entgegenzuwirken. Die Holzstrukturen im Fluss Saffron Brook schaffen Biegungen,die das Verhalten des Flusses ändern. Ziel sei es,das Wasser in Bereichen zu verlangsamen,wo es derzeit „gerade und sehr schnell fließt“,erklärt Wissenschaftler Dan Scott. Er leitet das Programm bei der Trent Rivers Trust,einer lokalen Gruppe,die sich für den Schutz von Flüssen einsetzt. Ein paar Monate zuvor hatte die Organisation in der Nähe von Loughborough einen Teich gegraben und Dutzende von durchlässigen Holzbarrikaden installiert,um besser vor Überflutungen zu schützen,die in der Vergangenheit Schäden an Häusern verursacht hatten.

Britische Behörden unterstützen innovative Projekte

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Diese Techniken seien ergänzend zu traditionellen Hochwasserschutzmaßnahmen wie Rückhaltebecken und Kanälen,die zunehmend unter Druck geraten,sagte Scott. „Sie helfen,etwas von diesem Wasser stromaufwärts zu speichern,sodass die traditionellen Hochwasserschutzmaßnahmen nicht überfordert werden - oder zumindest nicht so schnell überfordert werden,wie es ohne diese Einrichtungen der Fall wäre“,fügte er hinzu.

Die Projekte in Leicester sind Teil eines umfassenderen Ansatzes,den das britische Umweltministerium unterstützt. Insgesamt wurden 35 Projekte in England ausgewählt,und Leicester wird mehrere Wasserwege südöstlich der Stadt entwickeln.

Skepsis gegenüber natürlichem Hochwasserschutz

Trotz des wachsenden Interesses an natürlichen Hochwasserschutzmaßnahmen bleibe es eine Herausforderung,Anwohner und Behörden davon zu überzeugen. Dan Scott zufolge ist die Skepsis immer noch groß:„Es muss häufig erklärt werden,dass eine [natürliche] Lösung nicht weniger effektiv ist,nur weil sie nicht aus Beton besteht“,so Scott.

Die Arbeit der Freiwilligen in Leicester zeigt,dass es möglich ist,einen Unterschied zu machen,auch wenn der Klimawandel als Ganzes oft überwältigend erscheint.

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