
Eine Fassadenbegrünung kann ein Gebäude nicht nur optisch aufhübschen,sondern hat noch eine ganze Reihe weitere positive Effekte. Welche das sind,erklärt Dr. Gunter Mann,Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün e.V. (BuGG):
1. Hitzevorsorge und Verbesserung des Stadtklimas:Die Fassadenbegrünung hat im wahrsten Sinne des Wortes einen zweiseitigen Kühlungseffekt:Zum einen kühlt sie direkt die Fassade,an der sie angebracht ist,zum anderen kühlt sie – durch die Wasserverdunstung – auch auf die andere Seite und damit die unmittelbare Umgebung. „Kletterpflanzen sind in der Lage bis zu 15 Liter pro Quadratmeter am Tag zu verdunsten und sorgen somit zusammen mit der Verschattung für eine Kühlung des Außen- und Innenraums“,sagt Mann. „Durch die Verdunstungskühle kann die nahe Umgebung zwischen 1 und 3 Grad abgekühlt werden.“
2. Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung:Auch wenn die Fassadenbegrünung kaum Niederschlagswasser aufnehmen kann,so kann sie durchaus zur nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung beitragen – indem gesammeltes Niederschlagswasser zu ihrer Bewässerung genutzt wird.
3. Energieeinsparung: „Die Fassadenbegrünung kann – je nach Jahreszeit – als Wärmedämmung oder Hitzeschild wirken“,erklärt Mann. Auch wenn der Effekt bei gut isolierten Häusern nicht sehr hoch sei,könne so trotzdem ein wenig Energie beim Heizen oder beim Einsatz einer Klimaanlage eingespart werden.
4. Lärmschutz:Durch das Blattgrün werden Schallwellen gemindert. „Es wurde nachgewiesen,dass mit einer Fassadenbegrünung,abhängig vom Aufbau und vom Pflegezustand,etwa 5 Dezibel von außen nach innen verringert werden können“,sagt Mann.
5. Schadstoffbindung: Laut Untersuchungen können Fassadenbegrünungen je Quadratmeter bis zu 2,3 Kilogramm CO2 pro Jahr binden. Hinzu komme die Bindung von Staub.
6. Lebensraum für Tiere:„Ob Insekten,Spinnen oder andere Kleintiere,ob als Nistplatz oder Rückzugsort – die vertikalen Gärten bieten zahlreichen Tieren einen wichtigen Lebensraum“,so Mann.
Um eine Fassadenbegrünung anzubringen,gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten:Entweder,die Pflanzen werden in den Boden gesetzt und ranken sich die Fassade entlang – „das nennt man bodengebunden“,erklärt Mann. „Die zweite Variante sind wandgebundene Pflanzen,die keinen Bodenkontakt haben und in Modulen beziehungsweise Gefäßen an der Wand hängen.“
Selbstklimmer oder Gerüstkletterpflanzen
Bei der ersten Variante – der bodengebundenen Fassadenbegrünung – gibt es nochmal zwei Möglichkeiten:Die Selbstklimmer,die wie Efeu oder Wilder Wein keine Kletterhilfe brauchen,oder die Gerüstkletterpflanzen,die eine Gitterstruktur oder Seile benötigen. Zu den Gerüstkletterpflanzen zählen laut Mann etwa Klematis,Knöterich oder Blauregen. „Wer sich für Selbstklimmer entscheidet,der muss wissen,dass diese auch gerne in Spalten wachsen und es daher eine glatte Wand braucht. Außerdem sind die Pflanzen oft auch nicht ohne weiteres wieder abzulösen“,sagt Mann.
Wandgebundene Pflanzen brauchen Bewässerungssystem
Der Vorteil der wandgebundenen Fassadenbegrünung ist,dass sofort ganze Wände begrünt werden können,da die Pflanzen nicht erst von unten nach oben wachsen müssen,sondern direkt flächig angebracht werden können. Gepflanzt werden sie dabei in Trögen,Kübeln oder auch in Rinnen. Der Gestaltungsspielraum ist groß,geeignete Sorten sind laut Mann unter anderem Geranien,Bergenien,Schildfarne oder Johanniskraut. Der Nachteil der wandgebundenen Begrünung ist aber,dass die Pflanzen ohne Bodenkontakt an eine automatische Anlage angeschlossen werden müssen,die sie mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Bei immergrünen Sorten muss zusätzlich auch im Winter die Bewässerung frostfrei bleiben.
„Bei beiden Arten der Begrünung sollte beachtet werden,dass die Pflanzen auch zweimal im Jahr gepflegt werden müssen“,sagt Mann. „Dazu zählt der Verjüngungsschnitt,das eventuelle Hochbinden an die Rankhilfen oder das Freihalten von Fenster und Dachrinne. Da sollte man sich im Vorfeld überlegen,wie hoch man die Begrünung haben möchte und ob man gegebenenfalls eine Stellfläche für Gerüste und Hubwagen für die Pflege braucht.“
Kosten zwischen 15 und über 1.000 Euro pro Quadratmeter
Wie viel die Begrünung kostet,lässt sich laut dem Experten pauschal nicht beantworten:„Bei der bodengebundenen Pflanze mit dem geringsten Aufwand bei Selbstklimmer sind das etwa 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Wenn man Gerüstkletterpflanzen möchte,muss man mit 100 bis 300 Euro pro Quadratmeter rechnen und bei der wandgebundenen Begrünung kann es auch mal mehr als 1.000 Euro pro Quadratmeter kosten“,sagt er.
Während bei einer bodengebundenen Begrünung oft keine großen Vorarbeiten nötig sind,rät Mann denjenigen,die sich für wandgebundenen Systeme interessieren,zur Beratung vom Fachmann:„Unser Verband hat neben einer Pflanzliste und Informationen zur Förderungen auch Kontakte von Fachplanern und Landschaftsgärtnern,die helfen,die richtige Konstruktion und Pflanzen auszusuchen und auch wissen,welche rechtlichen Fragen noch geklärt werden müssen – etwa,wenn für die Begrünung der öffentliche Gehweg an der Straße betroffen ist“,sagt Mann.