
Der menschengemachte Klimawandel ist wissenschaftlicher Konsens:Menschliche Aktivität verursacht Treibhausgase,die zu einer raschen Erwärmung der Atmosphäre führen. Doch immer wieder wird daran Zweifel gesät - zum Beispiel mit absurden Vergleichen. Einer davon:Vulkane würden angeblich deutlich mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) verursachen als der Mensch. In einem Video in den sozialen Netzwerken heißt es,ein Vulkan in Indonesien habe "an einem Tag 600 Mal so viel CO2 ausgestoßen wie Deutschland in den nächsten hundert Jahren". Was ist an diesen Zahlen dran?
Bewertung
Der Vergleich ist falsch. Vulkane stoßen CO2 aus,allerdings nur einen Bruchteil dessen,was menschliche Aktivität verursacht.
Fakten
Der Videoausschnitt stammt aus einer längeren Rede im Oktober 2019. Kurz zuvor war der Vulkan Merapi auf der indonesischen Insel Java ausgebrochen. Er gilt als Indonesiens aktivster Vulkan und ist seither mehrfach erneut ausgebrochen. Es liegt nahe,dass sich der Redner auf diesen Vulkanausbruch bezieht,auch wenn 2019 in Indonesien noch weitere Vulkane ausbrachen. Das Land liegt auf dem Pazifischen Feuerring,der geologisch aktivsten Zone der Erde.
Deutschland stieß im Jahr 2019 laut Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) etwas mehr als 800 Millionen Tonnen CO2 und CO2-Äquivalente,also andere Treibhausgase,aus. 2024 waren es laut UBA 649 Millionen Tonnen.
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Vulkane stoßen neben Lava und Asche auch Gase wie das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid aus. Zahlen zum CO2-Ausstoß des Merapi im Oktober 2019 liegen nicht vor. Ein ungefährer Vergleich lässt sich trotzdem ziehen:mit Hilfe von Schätzungen zum CO2-Ausstoß aller Vulkane auf der Erde. Die US-Erdbebenwarte USGS berechnete einen geschätzten Jahreswert von insgesamt 260 Millionen Tonnen CO2. Das Umweltbundesamt nannte im Jahr 2019 eine Spannweite von bis zu 600 Millionen Tonnen. Der Weltklimarat IPCC geht von einer ähnlichen Größenordnung aus.
Vergleichszahlen sind absurd
Grob verglichen gilt also: Die jährlichen CO2-Emissionen aller Vulkane weltweit entspricht in etwa dem Ausstoß Deutschlands im selben Zeitraum. Ein einzelner Vulkanausbruch liegt deutlich unter diesen Werten.
Die Behauptung,ein Vulkanausbruch in Indonesien hätte die 600-fache Menge CO2 verursacht wie Deutschland in 100 Jahren,widerspricht den Daten komplett. Nach dieser Rechnung hätte der Vulkan an einem Tag mehr als 20 Millionen Mal so viel CO2 verursacht wie Deutschland.
Irreführende Vergleiche zwischen vulkanischer Aktivität und dem CO2-Ausstoß durch Menschen - also vor allem das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle,Öl und Gas - werden immer wieder aufgestellt. Große Auswirkungen auf die Erwärmung der Erde durch Treibhausgase haben Vulkane jedoch nicht,wie auch der Weltklimarat festgestellt hat.
Einzelne Ausbrüche brachten Abkühlung
Trotz ihres geringen Beitrags zum CO2-Ausstoß können Vulkane das Klima beeinflussen,allerdings in umgekehrter Richtung. Große Vulkanausbrüche stoßen nicht nur CO2,sondern auch Schwefelgase und Aschepartikel aus,die in die Stratosphäre gelangen und Sonnenlicht reflektieren.
Dies führte in der Vergangenheit schon mehrfach zu einer globalen Abkühlung,wie beispielsweise nach dem Ausbruch des Tambora (1815),aber auch 1991 beim Pinatubo. Solche Abkühlungseffekte sind messbar,halten jedoch nur ein bis zwei Jahre an,bis die Partikel wieder aus der Atmosphäre fallen.