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Überlebende des Erdbebens in Myanmar hausen noch immer in Zelten

Schon vor dem tödlichen Erdbeben vor zwei Monaten war die humanitäre Lage in Myanmar dramatisch.

Myanmar nach dem Erdbeben
(AP Photo/Aung Shine Oo)

Ende März stürzte ein schweres Erdbeben das kriegsgeplagte Myanmar noch tiefer ins Chaos. Zwei Monate danach geht der Wiederaufbau nur schleppend voran. Noch immer hausen viele der Überlebenden in Notunterkünften und Zelten,die nur unzureichenden Schutz vor dem Starkregen und den Winden der Monsunzeit bieten.

Das Beben der Stärke 7,7 am 28. März verursachte schwere Schäden in sechs Regionen und Bundesstaaten. Auch die Hauptstadt Naypyidaw und die zweitgrößte Stadt Mandalay waren betroffen.

Die staatliche Zeitung "Global New Light of Myanmar"berichtete am Freitag,die Zahl der Toten sei auf mindestens 3.740 angestiegen,die der Verletzten auf 5.104. Und noch immer werden Leichen gefunden.

Die Feuerwehr berichtete in dieser Woche bei Facebook,ihre Teams hätten am Dienstag und Mittwoch vier weitere Leichen aus den Trümmern des Sky Villa Condominium in Mandalay geborgen,einer modernen Wohnanlage,die als Symbol des städtischen Aufschwungs galt.

Bereits mehr als 100 Leichen seien unter den Trümmern gefunden worden,sagte ein Vertreter eines Rettungsdienstes,der mit der Feuerwehr zusammenarbeitet,der Nachrichtenagentur AP am Freitag. Und das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. Aus Angst vor Repressalien wollte er anonym bleiben.

Humanitäre Krise durch Erdbeben weiter verschlimmert

Das Erdbeben hat die humanitäre Krise in dem südostasiatischen Land weiter verschlimmert. Der Bedarf an humanitärer Hilfe hat ein Rekordniveau erreicht. 19,9 Millionen Menschen seien auf Hilfen angewiesen,zwei Millionen weitere seien nach dem Beben in schwerer Not,hieß es in einem Lagebericht,den das Nothilfebüro der Vereinten Nationen (Ocha) am 23. Mai veröffentlichte.

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Myanmar driftete bereits 2021 ins Chaos ab,als das Militär die gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi absetzte. Landesweite Proteste,überwiegend friedlich,waren die Folge. Das Militär schlug sie mit brutaler Gewalt nieder. Eine Widerstandsbewegung aus verschiedenen Gruppen nahm den Kampf gegen die Militärjunta auf. Die Situation entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg.

"Myanmar steht weiterhin vor erheblichen humanitären Herausforderungen,die durch wiederkehrende Katastrophen,anhaltende Konflikte und gravierende Sicherheitsrisiken verursacht werden. Schätzungsweise 3,5 Millionen Menschen sind landesweit vertrieben",erklärte das UN-Nothilfebüro.

General Min Aung Hlaing,der Chef der Militärregierung,sagte am Dienstag laut einem Bericht von "Global New Light of Myanmar"bei einer Spendensammelaktion zur Katastrophenbewältigung,mehr als eine halbe Million Menschen aus 2.081 Dörfern seien von dem Erdbeben betroffen. Hunderte Straßen und Brücken seien beschädigt oder zerstört. Und mehr als 700 Krankenhäuser und Gesundheitszentren seien in unterschiedlichem Ausmaß beschädigt worden.

Die Unterbringung der Betroffenen ist ein großes Problem

Die Unterbringung der Betroffenen ist ein großes Problem,obschon Erdbebenopfer damit begonnen haben,aus behelfsmäßigen Lagern in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Der Vertreter des Rettungsdienstes in Mandalay,der mit der AP sprach,sagte,etwa die Hälfte der Opfer sei aus Lagern in vorübergehende Unterkünfte zurückgekehrt,die errichtet worden seien,wo einst ihre Häuser standen.

Aung Kyaw beaufsichtigt die Wiederaufbaumaßnahmen im Stadtteil Hmike Su in der zu Mandalay gehörenden Stadt Amarapura. Mehr als 150 Menschen aus seinem Viertel lebten noch immer in zusammengezimmerten Unterkünften unter Planen am Straßenrand,sagte er der AP am Freitag. Sie litten unter dem starken Wind und seit Tagen anhaltendem Regen und bräuchten dringend ein Dach aus Metall über dem Kopf,sagte er.

Auch er selbst brauche nur ein paar Bleche,um auf seinem eigenen Land Schutz vor dem Wetter finden zu können,sagte Aung Kyaw,der bei dem Erdbeben wie viele andere sein Haus verlor. "Ich will um nichts anderes betteln. Jetzt sitzen wir einfach im Regen."In den kommenden Monaten müssten die Menschen in ihren Notunterkünften zudem mit Überschwemmungen rechnen,sagte er.

In Naypyidaw sind Regierungsmitarbeiter in kostengünstige,modulare Fertighäuser umgezogen,die rund um das Gelände des Hauptbahnhofs errichtet wurden. In den staatlichen Wohnanlagen,die sie vorher ihr Zuhause nannten,laufen noch immer Aufräumarbeiten. In anderen Wohngegenden haben Menschen die Trümmer teils auf eigene Faust beseitigt,leben aber noch immer in Zelten.

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